Historische Entwicklung und Wirkungsanalyse sozialer Unternehmen in Deutschland
Social Solidarity Economy in Europe : affirming a new paradigm trhough IVET curricula innovation
Karl Birkhölzer, Juni 2018
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Entgegen dem landläufigen neoliberalen Paradigma existiert in der Praxis ein drittes ökonomisches System jenseits von Markt und Staat, welches zumindest in Deutschland sowohl in der akademischen Forschung als auch in der öffentlichen Diskussion in Politik und Medien kaum beachtet wird. Obwohl der Begriff der ‚Sozialen Unternehmen‘ in Deutschland kaum bekannt war, haben entsprechende, politisch motivierte und/oder sozialen Wertorientierungen verpflichtete Unternehmensformen in Deutschland eine lange Tradition - von mehr als 150 Jahren. Ihre Kennzeichen sind: Nicht-staatliche unternehmerische Initiativen für soziale und/oder gemeinwesenbezogene Zwecke, gegründet von sozialen Bewegungen in ökonomischen Krisensituationen, auf der Basis gemeinwirtschaftlicher Gewinnverwendung anstelle privater Aneignung sowie einer demokratischen und/oder partizipativen Unternehmensführung. Soziale Unternehmen bildeten bereits in der Vergangenheit das Rückgrat des deutschen Wohlfahrtssystems und repräsentieren heute einen wachsenden Wirtschaftssektor von über 2.5 Millionen Beschäftigten in Deutschland (und eines Mehrfachen an Freiwilligen) auf der Suche nach einer wirtschaftlich tragfähigen Zukunft in Zeiten von Globalisierung und wachsender sozialer Ungleichheit. Die Präsentation der Entstehung, Entwicklung und Arbeitsweise solcher Unternehmensformen im historischen Kontext beruht auf eigenen Forschungen (s. Anhang) im Technologie-Netzwerk Berlin (www.technet-berlin.de) und insbesondere im Rahmen der Mitarbeit im laufenden multinationalen EMES-ICSEM-Projekt (www.iap.socent.be/icsemprojecte). Dabei werden die verschiedenen Ansätze bzw. Bewegungsstrukturen in Form einer Typologie und im europäischen bzw. internationalen Vergleich vorgestellt und diskutiert. Die in diesem Zusammenhang aufgeworfenen Fragen und Problemstellungen begründen die Notwendigkeit der Entwicklung einer speziellen Betriebswirtschaftslehre für Soziale Unternehmen.